Rittersitz mit Hofbau, 1 Tropfhaus:
das Wohnhaus hat eine Länge von 82 Schuh (1
Schuh = 30 cm) und eine Breite von 32 Schuh, darinnen sind 4 Stuben, 4
Gesindekammern, 2 Keller, 1 Vorkeller, 2 Gewölbe und 1 Rübengewölbe,
weiterhin ist daran ein Hinterzweckhaus gebaut, welches im Quadrat der
Schlossbreite und 5 Stockwerke hoch ist. Der Schafstall, welcher an das Schloss
gebaut ist, misst 50 x 19 Schuh, der Schafstall neben dem Stadel 17 x 42 Schuh,
der Schweinestadel 78 x 42 Schuh. Pferdestall, Backhaus, Badestube 98 x 18
Schuh, der daran angebaut zweite Schweinestall 15 x 12 Schuh. Die Mauer zwischen
Pferdestall und Stadel 70 x 2 Schuh, die Mauer vom Schloss bis an das große Tor
128 x 2 Schuh.
dazu gehörten des weiteren:
in Crottendorf: | das halbe eingefallene Schloss mit dem halben Schlossgraben, mit Schäfereiwohnung und Schafhütte |
in Bindlach: | 1 Söldengütlein |
in Bayreuth: | 1 Haus in der Vorstadt |
in Creez bei Mistelgau: | 1 Gut |
in Döhlau: | 1 Halbhöflein, 1 Gütlein |
in Görau: | 1 Söldengut |
in Pettendorf: | 1 Tropfhaus |
in Pittersdorf: | 4 Dreiviertelhöfe, 1 Gütlein, 2 Söldengüter |
in Steinmühle (bei Pettendorf): | 1 Mühle |
in Zettlitz: | 1 Hof, dessen Gebäude eingegangen sind |
Eine „selde/sölde“
ist im Allgemeinen ein kleines, nicht selbständiges fron- oder zinspflichtiges
ländliches Anwesen.
Ein Tropfhaus ist „ein haus, zu dem nur soviel grund und boden gehört, wie im
bereich der dachtraufe liegt“. (nach: Grimm, Deutsches Wörterbuch)
1632 vergab Markgraf Christian das von Hans Melchior v. Seckendorff heimgefallene und seither mit den vogtländischen Privilegien ausgestattete Ritterlehen Ramsenthal-Crottendorf an den Vizehofmarschall Ernst Rabenhaupt v. Sucha. Nach dem Tod seines Sohnes Georg Ernst Rabenhaupt v. Sucha 1657 fielen die Güter abermals der Lehensherrschaft anheim. Im Jahre darauf gelangte das Rittergut zum Kaufpreis von 6.000 Gulden an den markgräflichen Stallmeister Rudolf von Bünau mit der besonderen Erlaubnis, dass, im Falle der Lehensträger ohne männliche Nachkommen blieb, die weiblichen Erben es an einen adligen Standesgenossen verkaufen können. 1663 verstarb der Besitzer v. Bünau, deshalb wurden seine beiden Söhne Heinrich und Rudolph mit dem Gut belehnt. 1667 wurde Rudolph v. Bünau in Bayreuth hinterm Schloss auf dem Wall von einem Pagen von Rezdorf erschossen. Danach wird 1667 Heinrich v. Bünau alleine mit dem väterlichen Erbe belehnt. Als dieser 1677 ohne lehensfähigen Erben verstarb, machte seine Witwe von ihrem Verkaufsrecht Gebrauch und veräußerte das Rittergut an Jobst Bernhardt (d. J.) v. Lindenfels auf Windischenlaibach (ohne ihre drei unmündigen Stieftöchter um Zustimmung zu fragen).
Nachdem der Käufer fast 20 Jahre lang im uneingeschränkten Lehensbesitz gestanden war, erhoben 1696 die drei Töchter des Heinrich v. Bünau Einspruch gegen den von ihrer Stiefmutter vorgenommen Verkauf. Unter Verweis auf die Tatsache, dass sie keineswegs ihre Zustimmung zur Veräußerung des väterlichen Erbes gegeben hatten, strengten sie einen Prozess beim Bayreuther Hofgericht an. Nach 17-jährigem Rechtsstreit über drei Instanzen erwirkten die Klägerinnen 1714 ein Urteil des Reichskammergerichts, das den Freiherrn v. Lindenfels gegen Erstattung des Kaufschillings zur Rückgabe des Ritterguts verpflichtete.
1723 veräußern zwei der bünauischen Erbinnen ihre zurückerhaltenen Anteile für 4.720 Gulden an Christoph Casimir Friedrich v. Waldenfels auf Oberröslau. Dieser heiratete die dritte Erbin, Elisabeth Maria v. Waldenfels und besaß somit die gesamten Ramsenthaler Güter. 1736 boten Christoph Friedrich v. Waldenfels und seine Stiefmutter das Rittergut dem Markgraf Friedrich zum Kauf an. Obwohl die Bayreuther Regierung den Kauf des so nahe an der Residenzstadt gelegenen Adelsbesitzes grundsätzlich befürwortete, scheiterte das Geschäft an der Höhe des geforderten Kaufpreises. Daraufhin erwarb 1739 der Schwager des Christoph Friedrich v. Waldenfels, Georg Wilhelm v. Künsberg zu Hain, die Güter. Als dieser 1747 in Kaufverhandlungen mit dem Bayreuther Postmeister Johann Anton v. Meyern trat und ihm schließlich das Rittergut für 14.350 Gulden überließ, verhinderte die angespannte finanzielle Lage abermals die Ausübung des landesherrlichen Einstandsrechts. Der lange geplante Kauf gelang schließlich am 15. Mai 1750, als Markgraf Friedrich die v. Meyerschen Güter für 14.500 Gulden erwarb. Die zum alten Ramsenthaler Schloss gehörigen Liegenschaften wurden zerschlagen und veräußert, die Verwaltung des Gutskomplexes dem Hofkasten- bzw. Stadtvogteiamt Bayreuth übertragen.
Am 25.03.1751 kaufte Johann Steininger – Wirt zu Ramsenthal – das Alte Schloss „mit allem was nicht niet- und nagelfest war“. 1755 verkaufte er es an den Kammertürken Constantin Achmed Dotinsky, 1761 musste auf Betreiben des Markgrafen der Kauf wieder rückgängig gemacht werden. Später ging der Komplex an Steiningers Sohn Georg Adam über und dann an Johann Hübsch. Mittlerweile waren die Gebäude in einem so schlechten Zustand, dass sie abgerissen werden mussten. An ihrer Stelle wurde der Bauernhof mit Hs. Nr. 12 (heute Hofstr. 6) gebaut.
Freieigenes Rittergut. Neues Schloss mit Ringmauer und Ökonomiegebäude, 4 ½ Tagwerk (Tw.) Feld, 25 ½ Tw. Wiese und Weiher, 59 Tw. Wald, 5 Söldengüter.
![]() |
Stuckdecke in den Wohnräumen des Neuen Schlosses |
Dazu gehörten des weiteren:
in Crottendorf: | 2 Söldengüter (dabei das halbe eingefallene Schloss mit Graben) |
in Bindlach: | 1 Gütlein, 2 Söldengüter, 2 Tropfgütlein |
in Döhlau: | 1 Hof |
in Gemein: | 6 Söldengüter, 1 Tropfgütlein |
in Haselhof: | 2 Höfe, 2 Viertelhöfe, 1 Söldengut |
in Heinersgrund (Räubersloh): | 1 Gütlein (neu erbaut) |
in Heisenstein: | 1 Söldengut |
in Pferch: | 1 Gut, 1 Söldengut |
in Pulst (bei Himmelkron): | 1 Dreiviertelhof, 1 Söldengut |
in Zettlitz: | 4 Söldengüter |
Die Besitzgeschichte des freieigenen Ritterguts Ramsenthal-Crottendorf seit 1632 ist aufgrund der fehlenden Nachrichten nicht exakt rekonstruierbar. Vermutlich 1655 verkaufte Kaspar v. Räzdorf, der Schwiegersohn und Erbe des Hans Melchior v. Seckendorff, das mittlerweile der Vogtländischen Ritterschaft eingeschriebene Gut an Jobst Bernhard (d. J.) v. Lindenfels auf Windischenlaibach, der 1677 auch das markgräfliche Rittergut Ramsenthal-Crottendorf erwarb. Sein Sohn Heinrich Wilhelm v. Lindenfels verkaufte das Allod (persönliches Eigentum an Grund und Boden, über das man frei verfügen kann) 1726 an den Bayreuther Hofkammerrat Johann Maximilian v. Wild. 1767 schließlich erwarb Markgraf Friedrich Christian über die Geltendmachung des landesherrlichen Vorkaufsrechtes das Rittergut für 18.000 Gulden von den Erben Wilds. Da die erkauften Güter nun mit der bereits bestehenden landesherrlichen Verwaltung Ramsenthal kombiniert und somit dem Amt Bayreuth unterstellt wurden, verlor das neue Ramsenthaler Schloss seine Funktion als Sitz der Gutsverwaltung. Das Schlossgut wurde 1767 an den Major v. Hirschberg in Aichig um 3.500 Gulden verkauft. 1768 erwarb der Major Christoph Carl v. Ploto den Besitz zum gleichen Preis. Da er aber das Restkaufgeld schuldig blieb, wurde der Besitz im gleichen Jahr an die Kammerrätin König verkauft. Diese Frau König besaß das Schloss bis zu seiner entgültigen Zerschlagung 1786. In diesem Jahr kaufte der Schreinermeister Christoph Küfner (wohnhaft Hs. Nr. 11, heute Hofstr. 2) das Schloss. 1901 heiratete Anna Küfner den Landwirt Johann Schrenker aus Forst bei Eckersdorf, und sie übernahmen 1910 den Besitz, der bis heute in der Hand ihrer Familie ist.
![]() |
neues Schloss (erbaut 1616) um 1915 mit erstem Feuerwehrhaus (später „buntes Lädchen“) |
![]() |
Diese Inschrift befindet sich an der Außenmauer des Schlosses und ist datiert auf das Jahr 1616. |