Die Sorge für arme, arbeitsunfähige und oft auch sehr kranke Einzelpersonen oblag bis zum Jahr 1899 den jeweiligen Gemeinden. Dabei führte die Furcht der Familien vor Überbelastung zu Schutzmaßnahmen. Arme Leute sollten nicht in die eigene Familie einheiraten, damit man nicht auch noch deren Kinder versorgen müsse. Untergebracht wurden diese oft bedauernswerten Menschen mit schweren Schicksalen im gemeindlichen Armenhaus.

In Ramsenthal stand dieses einfache Sandsteinhaus bis Anfang der sechziger Jahre direkt an der Straße etwa an der Stelle, wo heute etwas zurückgesetzt das Anwesen Hauptstraße 18 (Knörrer-Wehlauch) ist. Das Entstehungsjahr ist unbekannt.

Das Haus beherbergte den gemeindlichen Hirten, der draußen in der Huth auf gemeindlichen Flächen das Vieh hütete und Botengänge für die Gemeinde besorgte, aber auch gebrechliche mittellose Personen, die oft nur auf den Tod warteten, für dessen Kosten die Gemeinde ebenfalls aufkommen musste.

Die beiden einfachsten Räume je links und rechts vom Hauseingang waren ärmlichst eingerichtet. Ein einziger Ofen, ein Tisch und ein paar Bänke an der Wand, eine Bettstatt und ein alter Schrank waren das gesamte Mobiliar.

Ab 1945 war das leerstehende Häuschen einige Jahre lang Unterkunft für mehrere Flüchtlingsfamilien. Hier richtete Franz Ziska, einer der Flüchtlinge, sogar eine Fahrradreparaturwerkstätte ein.

Franz Wehlauch kaufte 1956 das inzwischen wieder leerstehende Häuschen von der Gemeinde. Das Straßenbauamt stand dem vorgesehenen Abriss positiv gegenüber, weil die Eingangsstufen direkt in die Ortsstraße hineinragten. Es übernahm sogar die Abrisskosten, da dieses Hindernis auch dem Ausbau der Ortsdurchfahrt im Wege stand.

Das Hirtenhaus wird abgerissen